Amerikaner kaufen Stadttor

Rheinische Post vom 4. 12. 2006 – Wahrzeichen der Stadt

(RP) Das Wahrzeichen des modernen Düsseldorf ist in neuer Hand. Für den Ministerpräsident und seine Staatskanzlei ändert sich nichts, weil er langfristige Mietverträge geschlossen hat.

Der prominenteste Mieter im Stadttor am Medienhafen erfuhr von dem Verkauf des prägnanten Gebäudes noch vor der Vertragsunterzeichnung: Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wurde kurz vor Beginn des Wochenendes offiziell davon unterrichtet, dass das US-Investment-Unternehmen Strategic Value Partners die Top-Immobilie gekauft hat. Aus der Ruhe brachte das den NRW-Ministerpräsidenten, dessen Staatskanzlei sich dort über sieben Etagen ausgebreitet hat, aber nicht. Denn die Staatskanzlei hat einen Mietvertrag für 30 Jahre, an den Konditionen wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach nichts ändern. Ministerpräsident Wolfgang Clement hatte beim Einzug 1999 diesen langfristigen Vertrag abgeschlossen, um Planungssicherheit zu haben.

Angesehene Mieter

Ähnlich gelassen können auch die übrigen Mieter bleiben, die allesamt sehr gern gesehen sind. Die Boston Consulting Group sitzt in den drei oberen so genannten Attika-Geschossen, die über die große Halle hinweggehen. Die Beratungsgesellschaft Kienbaum hat sich dort mit einer Niederlassung etabliert. Das gute Image des Stadttores suchen mehrere Beratungsgesellschaften und Kanzleien zu nutzen, darunter McDermott, Will und Emery, Kapellmann oder Pacific Continental. Das Restaurant Il Portone im Erdgeschoss, bekannt für seine gute italienische Küche, profitiert von den Mietern. Weil das Stadttor in Düsseldorf in der Immobilienbranche als Vorzeige-Objekt gilt, ist es bei Anlagefirmen auch begehrt. Deshalb fanden die jetzigen Eigentümer – ein beachtlicher Teil gehört zur weitverzweigten Henkelfamilie – auch eine große Investmentfirma als Käufer. Die Transaktion wird in der Branche als normal angesehen. Eigentümer trennen sich von Immobilien, wenn bestimmte Vorteile, etwa bei der Steuerabschreibung, nicht mehr gegeben sind. Ein Zwang zum Verkauf habe nicht bestanden, heißt es.

Das Stadttor erregte 1998, als es nach sechsjähriger Bauzeit eröffnet wurde, als eines der modernsten Bürogebäude Aufsehen und wurde zu einer Art Wahrzeichen für das moderne Viertel am Medienhafen. Nicht nur wegen der Form, die mit dem 16 Geschosse hohen Atrium zwischen den Büroflügeln an ein riesiges Tor erinnert, sondern auch wegen der doppelten Verglasung, die im Innern des Hauses für ein gutes Klima sorgt und Energie sparen hilft. Das Bürohaus kommt wegen seiner ausgetüftelten Technik ohne herkömmliche Klimaanlage aus.

VON MICHAEL BROCKERHOFF – Rheinische Post